Tinder ist eine von vielen kommerziellen Dating Apps und benutzt das Swipe System um Matches zu finden. Wenn eine Person gefällt, wird nach rechts gewischt, ansonsten nach Links. Bei Übereinstimmung entsteht ein Match und die Personen haben die Möglichkeit in der App-internen Chatfunktion miteinander zu kommunizieren.

Für diese Arbeit hat Kira Keune einen Account bei Tinder eröffnet. Mithilfe eines selbstgewählten Rhythmus hat sie so nicht nach persönlicher Präferenz, sondern nach einem auferlegten System gewischt.

Die Vielzahl der daraus entstanden Matches wurden jedoch keineswegs von ihr angeschrieben, sondern sie hat gewartet, bis der Gegenüber den Kontakt aufnahm. Ohne zu antworten hat Kira Keune dann diese Sätze sorgfältig in Heften niedergeschrieben, um diese dann später auf Lebkuchenherzen zu übertragen.

Die Lebkuchenherzen wie wir sie kennen gibt es seit über 35 Jahren und sind auf Jahrmärkten o.ä. am öftesten vorzufinden.

Ursprünglich fanden sich auf den Herzen noch längere Sprüche, welche eher poetisch waren. Heutzutage sind es eher kurze Sprüche und einzelne Worte.

In der Regel kaufen auch heutzutage immer noch Männer den Frauen ein Lebkuchenherz, versehen mit einem Band kann die Frau dann das Herz um den Hals tragen, mit dem Spruch für alle anderen lesbar.

Hier wird diese, ursprünglich doch eher romantische, Geste umgewandelt. Die angenommene Distanz des Digitalen und die damit niedrige Hemmschwelle äußert sich auf Plattformen wie Tinder in oft obszönen Ansprachen, die hier öffentlich gemacht werden. Sprüche auf Lebkuchenherzen, die oftmals weder liebevolle noch romantische sind, und nicht verschönt daherkommen, hängen hier in der Masse aufgereiht vor den Betrachter*innen und spiegeln so einen oftmals unsichtbaren Aspekt der digitalen Welt wider.

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